Atemnot, Gelenkerkrankungen und Entzündungen sind einige der typischen Krankheitsbilder, die Hunde mit Qualzuchtmerkmalen ertragen müssen, und das nur, weil ihr Aussehen den Schönheitsidealen des Menschen entsprechen soll. Aber was genau versteht man unter Qualzuchten, welche Rassen sind betroffen und was sagt das Gesetz zu unethischen und qualvollen Praktiken in der Hundezucht? All das erfährst du hier bei uns im Blog.
Was versteht man unter Qualzuchten?
Unter Qualzuchten versteht man die Züchtung bestimmter Rassen auf gewisse Schönheitsmerkmale hin, die für das Tier Schmerzen, Leiden und andere gesundheitliche Einschränkungen zur Folge haben. Typische Beispiele sind Gelenkschmerzen, Atemschwierigkeiten oder Entzündungen. Dass die Tiere möglicherweise ihr Leben lang darunter leiden werden, wird bei der Zucht in Kauf genommen. Daher spricht man von einer Qualzucht.
Was sind typische Qualzuchtmerkmale bei Hunden und welche Hunderassen sind betroffen?
Platte Schnauzen, kurze Beine und Zwergwüchsigkeit. Fell mit Merle-Faktor, Blue Line Färbung oder gar kein Fell. Einige der beliebtesten Merkmale von Hunderassen sind das Ergebnis von jahrzehntelanger Züchtung, die fatale Folgen für die Tiere haben können. Wir stellen drei der häufigsten Qualzuchtmerkmale vor.
Kurzköpfigkeit (Brachyzephalie)
Kurze Köpfe, platte Nasen, hervorstehende Glubschaugen - die einen finden die herausgezüchteten Merkmale von Mops, Französischer Bulldogge und Co. unwiderstehlich süß, andere grotesk. Fakt ist, dass die Tiere oft massiv unter diesem Aussehen leiden. Die massiv verkürzten Schädel- und Kieferknochen bringen oft schwerwiegende Atemprobleme mit sich. Schnaufen, Schnarchen und ständiges Röcheln sind fast die Norm. Viele Frenchies oder Möpse können zudem ihre Körpertemperatur nicht ausreichend durch Hecheln kontrollieren und erleiden im Sommer schnell einen Hitzschlag oder Kreislaufkollaps. Die Bundestierärztekammer hat deshalb schon 2016 in einer Pressemitteilung mit dem Titel „Nicht süß, sondern gequält“ auf die Probleme dieser Züchtungen hingewiesen. Wenn man sich in deutschen Städten umschaut, ist die Beliebtheit der sogenannten Plattnasen seitdem eher gestiegen als zurückgegangen.
Kurzbeinigkeit (Chondrodysplasie)
Zu den sogenannten chondrodysplastischen Hunderassen gehören unter anderem Dackel, Corgis und Basset Hounds. Die langen Rücken und kurzen Beinchen dieser Hunde findet der Mensch vielleicht charmant, tatsächlich ist die Chondrodysplasie aber eine genetische Störung der Knorpel- und damit auch der Knochenentwicklung, die einen vorzeitigen Wachstumsstillstand zur Folge hat. Diese Gendefekt haben sich Züchter der beliebten Rassen zu Nutze gemacht, und die langen Rücken und verkürzten Extremitäten angezüchtet. Viele Dackel leiden daher oft unter starken Schmerzen, Fehlstellungen und Bandscheibenvorfällen mit möglichen Lähmungserscheinungen.
Toy und Teacup-Hunde
Chihuahua, Zwergspitz oder Russkiy Toy - wir kennen sie alle, die kleinen Hunde, die in eine Handtasche passen. Teacup Hunde sind noch kleinere Hunde mit einem Gewicht von unter einem Kilogramm, die sprichwörtlich in eine Teetasse passen. Die Züchtung von Teacup-Hunden ist illegal, was der Beliebtheit aber keinen Abbruch zu tun scheint. Bei Toy und Teacup Hunden ist Kleinwüchsigkeit das erstrebenswerte Merkmal. Dafür werden die kleinsten und schwächsten Hunde zur Zucht ausgewählt. Das Ergebnis: Eine Anfälligkeit für Hirnhautentzündungen, Allergien, Herz-Kreislaufschwächen und Gelenkerkrankungen. Bei Chihuahuas und anderen Zwergrassen kommt dazu, dass viele der Tiere zuchtbedingt eine offene Schädeldecke haben. Eine kleiner Stoß am Kopf kann daher schwere Verletzungen bedeuten und schlimmstenfalls sogar tödlich enden.
Was sagt das Gesetz?
Laut Tierschutzverordnung sind solche Qualzuchten in Deutschland gesetzlich verboten und Züchter unterliegen strengen Auflagen. Die Definitionen sind aber recht schwammig und ein konsequentes Vorgehen gegen unseriöse Züchter schwierig. Ein paar positive News gibt es trotzdem zu verkünden: Die neue Tierschutzverordnung wurde zum 1. Januar 2023 wirksam und legt fest, dass Hunde mit Qualzucht-Merkmal nicht mehr ausgestellt werden dürfen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Leider ist es so, dass auch hier die Nachfrage das Angebot bestimmt und vor allem Hunde mit Qualzuchtmerkmalen im Trend liegen. Um Qualzuchten ein Ende zu setzen, braucht es also ein gesellschaftliches Umdenken, in dem uns das Wohlergehen des Hundes mehr wert ist, als der Wert auf dem Instagram-Trendbarometer und Tierschutz cooler ist als Tierleid. Süße Hunde gibt es in Deutschland und ganz Europa auf jeden Fall genug, das beweist ein Besuch im nächsten Tierheim oder der Website unseres Partners VETO.